3. Hölzerne Körper – Welches Holz für den Ton?

Das Team bildet sich

Da die Fonda Pepe – das Restaurant, welches zum Hostal gehört – noch nicht geöffnet hat, fand das Frühstück in der Bar vom Hotel „Illes Pitiüses“ statt. Mehr als ein Kaffee war es nicht, was ich später noch bereuen sollte. Der Kurs besteht aus lediglich drei Teilnehmern. Außer mir sind das noch Nadav aus Israel und Bruno aus Portugal. Die Amtsprache ist folglich Englisch. Bruno lebt seit Jahren schon in England und Nadav spricht auch gut Englisch, daher können wir uns prima verständigen.

Definition unserer Traum-Instrumente

Nach ein paar Stunden Theorie zum Thema Holz, Zuschnitt und Resonanzverhalten ging es dann los mit der Holzauswahl. Folgende Instrumente werden gebaut:

  • Nadav: Gitarre in Telecaster Bauform aber ansonsten mit allen Merkmalen einer Stratocaster. Also Erle Korpus, Ahorn Hals und Tremolo-Brücke.
  • Bruno: Bass in Phantasieform. Hier hatte Ekki seine liebe Not, Brunos Pläne zu konkretisieren. Es wird aber wohl ein Korpus aus Ash (Esche, sehr hell) mit Decke aus Wenge (fast schwarz). In diese möchte er die Form eines Phönix reinschnitzen. Man darf gespannt sein.
  • Moritz: ich selbst habe mich für eine Les Paul Gitarre entschieden. Traditionell besteht diese aus einem Mahagoni Korpus, Mahagoni Hals mit Palisander Griffbrett und einer Ahorn Decke. Ich dachte mir so, eine Strat oder Tele könnte ich mir später noch zu hause bauen, eine Les Paul ist schwieriger und daher wollte ich sie unter Anleitung bauen.

Rund um’s Holz

Heute sind wir schon sehr weit gekommen. Nach der Auswahl der Holzplanken und dem Zusägen mussten wir anschließend die Schablonen für die Korpusform möglichst geschickt anlegen. Ziel war es, den schönsten Teil der Maserung zu erwischen und mögliche Astlöcher außen vor zu lassen.

Die heutigen Arbeitsschritte im Einzelnen:

  1. Holz auswählen. Das Lager hat einiges zu bieten. Geklärt werden muss, ob die Klampfe eher traditionell wie das Vorbild gebaut sein soll oder mit einer anderen Holzkombination. Im Wesentlichen geht es bei der Auswahl des Holzes um das Aussehen. In wieweit das Holz einen Einfluss auf den Ton hat, spielt hier erstmal keine Rolle. Oben im Regal liegt das schön gemusterte Holz mit Flammen, Quilted oder Vogelaugen. Das kostet dann Aufpreis. Hierbei ist es immer amüsant, Ekkis angestrengtes Gesicht beim Kalkulieren des genauen Betrags zu betrachten. Für einen besonders schönen Body muss man schon mit gut 100 Euro Aufpreis rechnen, ein Hals vielleicht 40. Das kommt natürlich auf die Qualität des Holzes an.
  2. Nach der Auswahl erfolgt der grobe Zuschnitt, so dass nur noch das Holz rund um den Body übrig bleibt und die Rinde ab ist. Hier halte ich gerade die Schablone für den Korpus an das Deckenholz.

  3. Aufklappen der Planke, um zwei Teile zu erhalten, die „bookmatched“ sind. Dazu wird das Holz längs durchgesägt. Hier nicht gut zu sehen, da die Teile noch ungeschliffen sind. Das schwarze sind Brandspuren, welche von der Säge erzeugt werden. Obenauf liegen die beiden Mahagoni-Planken und drunter die dünneren Ahornstücke für die Decke.

  4. Planhobeln der Stücke, so dass sie vollkommen flach und eben sind. Besonders an den Stellen, die später verleimt werden.
  5. Über Mittag Zusammenkleben der beiden aufgeklappten Stücke. Hierfür spannt man sie mit Pressen und Zwingen zusammen.

  6. Nach dem Trocknen und Entfernen von überschüssigem Klebstoff wieder glatt hobeln.
  7. Danach glatt schleifen mittels Maschine. In vielen Durchgängen, bis die letzten Unebenheiten weg sind. Jeder Durchgang entfernt 0,4 Millimeter.

  8. Ich hatte nun also zwei Teile: den dickeren Bodenteil aus Mahagoni und den dünnen hellen Teil aus Ahorn.
  9. Jetzt kann die Kontur des Körpers mit Hilfe der Schablone aus Plexiglas auf Decke und Korpus übertragen werden.
  10. Zusammenleimen von Decke und Korpus, dafür wird eine spezielle Presse verwendet. Das Resultat sieht man hier.

Mittag fällt aus

Ziemlich viel für den ersten Tag, wer hätte das gedacht. Da wir nach dem ersten Verleimen ca. 1,5 Stunden warten mussten, haben wir dann Mittag gemacht. Das war letzten Endes um halb sechs und unsere Mägen hingen uns schon zwischen den Beinen. Es gab leckere Tapas und anschließend ging es dann weiter. Der „Arbeitstag“ geht hier bis 21:30 Uhr, dafür geht die Mittagspause von 14-18 Uhr. So sind sie, die (Deutsch-)Spanier.

Ein Kommentar

  1. Himo,

    na du alter Hippie, dann wollen wir mal hoffen, dass du dich von deiner Diät schnell wieder erholst 😉
    Noch weiterhin viel Spaß und Erfolg mit dem internationalen Handwerkerverein!
    Grüße
    M+N+M

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