5. Deckenwölbung der Les Paul und Elektronikfächer

Heute standen die folgenden zwei Dinge an:

Fertigen der Deckenwölbung

Eine Les Paul besitzt eine gewölbte Decke. Das lässt sie gitarrenartiger aussehen als die flachen Fender-Bretter, bringt aber auch einen Arbeitsschritt mehr mit sich. Da hier in der Werkstatt nichts per computergesteuerter CNC-Fräse gefertigt werden kann, wie das die großen Hersteller machen, muss die Wölbung per Hand erzeugt werden. Zum Glück, denn diese Gitarre soll ja auch reine Handarbeit sein. Zum Erzeugen der Deckenwölbung der Les Paul wird die Kreissäge verwendet, da das große runde Sägeblatt einen passenden Durchmesser besitzt. Ob das jetzt wirklich hundert Prozent wie bei einer Original Les Paul ist, sei mal dahingestellt. Aber es wird natürlich später noch fleißig daran herumgefeilt – die fertige Rundung kann sich jedenfalls sehen lassen.

Die grobe Schnittkante muss hinterher natürlich geglättet und von den Sägespuren befreit werden. Diese Spuren gehen schwerer raus, als gedacht. Denn das Holz ist im Muster der Sägezähne komprimiert und muss entsprechend intensiv abgeschmirgelt werden. Das Abschmirgeln mit Sandpapier sollte immer in Faserrichtung erfolgen, was bedeutet, quer zu den Jahresringen zu schleifen. Vor der Schmirgelaktion nimmt man noch einen kleinen Handhobel und gleicht damit die Rundung der Kante in schnellen kreisförmigen Bewegungen an. Es reicht, den hinteren bauchigen Teil zu bearbeiten, da die Decke vorne in Richtung Hals später sowieso noch abgeflacht wird. Der Hobel sollte so eingestellt sein, dass er nur kleine Späne abschneidet.

Eines muss man sich dabei wirklich hinter die Ohren schreiben beziehungsweise ins Hirn fräsen: Holz entfernen geht immer, aber was hinzufügen ist (fast) unmöglich. Also immer schön in kleinen Schritten arbeiten, dann wirken sich Fehler nicht so gravierend aus. Das bedeutet auch, beim Zuschneiden mit der Bandsäge lieber einen Millimeter zu viel als einen zu wenig stehen zu lassen. Auf der anderen Seite ist jeder überstehende Millimeter gleichbedeutend mit mehr Sandpapieraktion… ich weiß, ich wiederhole mich. Meine Finger können jedenfalls ein Lied davon singen. Nur soviel: die Les Paul und ich, wir sind jetzt Blutsbrüder, hugh.

Fräsen der Elektronikfächer

Um größere Aussparungen in den Korpus zu schneiden, verwenden wir eine feststehende Oberfräse. Das ist vom Prinzip her eine größere Bohrmaschine, die mit dem Bohrfutter nach unten hängt. Nur anstatt Bohrer einzuspannen, nimmt man eben spezielle Einsätze zum Fräsen. Diese besitzen an beiden Seiten Messer und schneiden daher nur in eine Richtung gut. Durch Senken der Fräse in die Oberfläche des Holzes kann man sehr schnell sehr viel Material weghauen. Da das frei Hand sehr riskant ist, gibt es Schablonen. Darin wird der Korpus fixiert und man kann ihn jetzt nur noch innerhalb der Grenzen der Schablone bewegen. Wer den Nervenkitzel braucht, der kann sie auch weglassen…

Danach ist es recht einfach: man senkt den Fräskopf in das Holz und schneidet es innerhalb der Grenzen der Schablone weg. Da das Fach für die Elektronik – es enthält später die Potentiometer, Schalter und Kabel – ein paar Zentimeter tief wird, muss man den Vorgang einige Male wiederholen. Es gehen immer nur 6 mm auf einmal.

Eine Les Paul hat zwei Humbucker-Tonabnehmer, die jeweils durch zwei Regler für Lautstärke und Höhen gesteuert werden können. Das bedeutet, dass das E-Fach vier Potis aufnehmen muss. Diese sind rund und haben eine Metallachse, die durch den Korpus hindurch gesteckt wird, bis sie oben wieder herausguckt. Darauf werden später Plastikknöpfe gesteckt. Zwischen Fach und Oberseite müssen 5 mm Deckenstärke stehen bleiben. Das bedeutet, in den Boden des Fachs müssen jetzt noch vier etwas tiefer gehende Aussparungen für die Potis gefräst werden.

Damit die Aussparungen an der richtigen Position gefräst werden, bohrt man zunächst vier kleine Löcher von 3 mm vollständig durch, da diese die genaue Position der Potis auf der Decke festlegen. Zentriert über diesen Löchern wird dann die Aussparung gefräst. Am Ende werden die kleinen Löcher auf 10 mm aufgeweitet, je nach Achsendicke der Potis. In meinem Fall wird eines davon als Push/Pull funktionieren und hat eine dünnere Achse, welche ein 8 mm Loch braucht. Beim Bohren dieser finalen Löcher sollte man von außen in einem leichten Winkel bohren, da einige Regler an Stellen sitzen werden, die im Bereich der Deckenwölbung der Les Paul liegen. Es sieht einfach schöner aus, wenn die Drehregler der Kontur des Korpus folgen.

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